Landkärtchens Blog

Mitteilungen eines Schmetterlings...
Dienstag, 1. Juli 2008
"Windeln von der Welt" statt und im Sinne von "Brot für die Welt"
Eine der weltweit renommiertesten Hilfsorganisationen hat jetzt ein Programm zur Wiederverwertung von modernen Babywindeln in der dritten Welt gestartet. Dabei geht es nicht um eine zuerst von einer Nachrichtenagentur fälschlicherweise gemeldeten Wiederverwendung als Windel, sondern um die Verwertung des Substrates, mit denen die Windeln gefüllt sind, in der Landwirtschaft in häufig von Dürre betroffenen Regionen.

Durch Forschungen der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus, Projekt BAtroS (http://www.batros.de), konnte gezeigt werden, dass das in den Babywindeln enthaltene Polyacrylat gut geeignet wäre, den Wasserhaushalt des Bodens durch seine enorme Speicherfähigkeit in zeitweise trockenen Gegenden erfolgreich zu stabilisieren (s. Bericht in "Die Zeit", Nr. 27 2008).

Leider ist die Herstellung des Polyacrylats im Moment recht aufwendig und damit teuer. Im großen Stil wird dieses Material aber in der Windelherstellung verwendet. Dort saugt es den Abgang körperfremder, flüssiger Substanzen aus dem kindlichen Körper ausgezeichnet auf. Die dann im Polyacrylat enthaltenen Stoffe können ohne Probleme mit in den Boden eingebracht werden und dienen dort als natürlicher Basisdünger.

In einer ersten Aktion stellt eine bekannte Hilfsorganisation ihre Logistik für ein modellhaftes Hilfsprojekt zur Verfügung. Mittels an die Haushalte verteilter Pfandmarken soll die Bereitschaft der Bevölkerung gewonnen werden, verbrauchte Windeln getrennt zu sammeln. Vor der Verschiffung des Materials muss dieses noch getrocknet, vereinzelt und verpackt werden.

Damit der Transport möglichst Energieeffizient erfolgen kann, müssen zuvor die noch feuchten und schweren Windeln getrocknet werden. Da Berlin derzeit die Stadt mit dem größten Altwindelanteil ist, wurde ganz in der Nähe einer nicht näher bekannt gegebenen Plattenbausiedlung eine Industriebrachfläche zur Trocknung der Windeln an der Sonne eingerichtet. Dort sollen alle im Bundesgebiet gesammelten Windeln zusammen kommen. Ob die im Winterhalbjahr auflaufenden Windeln dort auch bis zur warmen Jahreszeit zwischengelagert werden, wurde nicht bekannt.

In einer benachbarten Zerkleinerungsanlage werden im Wechselschichtbetrieb die getrockneten und nun steinharten Windeln zerkleinert und das Polyacrylat abgespalten. Danach geht es im gedeckten Güterwagen nach Hamburg, wo der Rohstoff verschifft wird.

Das Modellprojekt soll zeigen, wie in Dürregebieten der Anbau von Getreide zur Brotherstellung möglich werden soll. Wie "Die Zeit" berichtete, könnte das Verfahren später auch bei einem erwarteten Klimawandel in Deutschland zur Anwendung kommen. Wegen des humanistischen Grundgedanken des Projektes wird vorausgesetzt, dass sich die Berliner Bevölkerung bei der Nutzung der Trockenfläche nicht quer stellt.

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