Landkärtchens Blog

Mitteilungen eines Schmetterlings...
Samstag, 21. Juni 2008
Gemessen
Wissenschaft soll nicht nur zu Selbstbefriedigung der Neugier und zur Aufstellung von waghalsigen Hypothesen dienen. Nein. Am Ende müssen ganz eindeutige Aussagen stehen, die unsere Welt beschreiben.

Aus diesem Grund werden Experimente durchgeführt. Meist sehr trickreich. Am Ende steht aber eine Messgröße, die das gewünschte Ergebnis bringen soll. Manchmal bringt sie es nicht. Dann wird das Experiment entweder schnell weggeräumt oder man legt nochmal richtig Geld drauf, um in einem besseren Experiment endlich die gewünschten Daten zu erhalten.

Oder man hat eine großartige Idee, mit welchem Trick man einen Effekt besser nachweisen kann. Vor nicht allzu langer Zeit kam man auf die Fragestellung, ob nicht die Abgase von Dieselmotoren die Fähigkeiten des Gehirns beeinflussen (s. Link). Also baute man eine Versuchsanordnung, die aus einem Raum mit der Einleitung von Dieselverbrennungsgasen und einigen Probanden bestanden. Das war notwendig, weil sich ja sonst nirgendwo Dieselabgase finden lassen, dachte man. Mittels Elektroden an den Probanden und allerlei teurem technischem Gerät hoffte man auf einen signifikant messbaren Effekt. Und tatsächlich konnte dabei nachgewiesen werden, dass Dieselabgase Stress hervorrufen.

Nicht überliefert wurde, welchen finanziellen Aufwand die Untersuchung hervorrief und wie aufwendig die Anwerbung und Vergütung der Probanden ablief. Nur aufgefallen war wohl keinem, dass man diese Untersuchungen auch zum Nulltarif hätte bekommen können.

Wir haben allein in Deutschland eine homogene Versuchsapparatur, die 12500 km lang ist. Sie nennt sich Autobahn. Auch die Einleitung von Dieselabgasen bekommt man für das Experiment gratis. Auch gibt es in Deutschland über 55 Millionen PKW's, die sich zumindest zeitweise in der Versuchsapparatur aufhalten, ohne das man das extra organisieren muss. Da diese PKW in der Regel einen Inhalt von mindestens einem Fahrer haben, braucht man sich auch nicht um Probanden zu bemühen. Die befinden sich auch in der Versuchsapparatur, wenn man sie nicht bezahlt. Ganz im Gegenteil, selbst gegen Gebühr (Maut) würden sie weiter da fahren.

An dem hier beschriebenen Experiment nehmen wir ständig teil. Und wir können auch ohne Elektroden am Kopf ganz klar verifizieren: Steigt die Konzentration an Dieselabgasen z.B. von der Nacht in den Morgen hinein, erhöht sich der Stressfaktor. Es gibt hier auch eine ganz klare Messgröße: Die Zahl von Überholmanövern pro PKW. Jeder weiß das. Jeden nervt das, wenn er hinter so einem stinkenden Brummi herfahren muss. Erst recht, wenn zwei Brummis nebeneinander fahren. Das wäre dann der Effekt bei doppelter Abgasbelastung.

Und nun frage ich, wozu wird Geld ausgegeben, um einen Fakt, der bereis nachgewiesen ist, im Labor nochmal nachzuweisen? Man hätte es doch besser einsetzen können, um die noch relativ neuartigen Hybridantriebe in Fahrzeugen einer Untersuchung zu unterziehen, ob nicht der Elektrosmog des elektrischen Antriebs auch Stress bei den Verkehrsteilnehmern verursachen könnte. Allein schon die Frage: An welcher Stelle des Fahrzeugs tritt dieser Elektrosmog aus und wie verteilt er sich hinter dem Fahrzeug durch die Luftverwirbelung?

Link: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/289285.html

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