Landkärtchens Blog

Mitteilungen eines Schmetterlings...
Donnerstag, 17. Juli 2008
Beeinflussung
Haben Sie schon mal einen Schriftsteller gefragt, wie viel Zeit er am Tag liest? Oder einen Maler, wie oft er in Ausstellungen geht? Oder einen Musiker, insbesonderes einen kreativ arbeitenden, also einen Komponisten, wie viel Zeit in der Woche er Musik anderer Komponisten hört?

Sie werden sich wundern. Natürlich haben Schriftsteller viel gelesen und Maler viele Bilder gesehen. Aber früher. Sie vermeiden es in aller Regel, sich in ihrer kreativen Phase von fremden Werken beeinflussen zu lassen. Es sei denn, sie bezwecken genau dieses.

Aus diesem Grund muss ich mich gerade in eine Schreibpause begeben. Denn ich lese gerade. Vor allem ganz wichtige Werke. Zumindest für die schreibende Zunft. "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" ist so ein Buch. Oder sagen wir, inzwischen eins von mehreren, dass ich gerade lese. Und dieses Buch hat stilistisch einiges mit dem zu tun, was hier so zu lesen ist. Stilistisch. Nicht unbedingt inhaltlich. Außer natürlich der Tatsache, dass Buchstaben Geld kosten. Zumindest wenn man sie einem Verlag anvertraut. Das kann sich aber auch auszahlen. Aber darum geht es nicht.

Es geht darum, dass ich mich außerstande sehe, auch nur einen kleinen Beitrag zu schreiben, solange ich dieses Buch lese. Einerseits, weil ich mich beeinflussen lassen würde. Andererseits aber auch, weil ich jetzt total verunsichert bin. Benötige ich ein Germanistikstudium, um hier einen eigenen Blog zu führen? Muss ich damit rechnen, in einer zukünftigen Fortsetzung der Reihe "Der Dativ ist dem..." zitiert zu werden? Zitiert wird dort von Herrn Sick nur, wer was falsch gemacht hat. Und ich mache doch Fehler. Sie nicht?

Zum Glück habe ich Kollegen. Keine Schreiberlinge. Nein. Meine Kollegen sind Ingenieure. Und die sagen immer: "Wer arbeitet macht auch Fehler." Ich liebe meine Kollegen. Ihre Sprüche sind so etwas von beruhigend! Einem Ingenieur darf eben auch mal ein Fehler passieren. Hin und wieder eingestürzte Hochhäuser oder Brücken. Oder einen in den Arsch gefahrenen Roboter. Oder einen in Rauch aufgehenden Transistor...

Aber es gibt da einen Unterschied, an dessen Interpretation ich noch knaupele: Ingenieure kommen ganz besonders schnelle in die Medien, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Schreiberlinge sind immer in den Medien und machen da Fehler, die keiner merkt. Außer Bastian Sick und einigen Germanisten. Wo soll man nun seine Kreativität hinstecken, wenn man die Wahl hat? In einstürzende Plattenbauten oder in platte Texte? Zumindest einstürzen können platte Texte nicht. Aber es wächst schnell Gras über die Platten... (grübel)

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